Am 18. Januar 2025 fand online der Jahresauftakt 2025 des bundesweiten For Future-Bündnisses statt. Dabei hielt Maya Göpel, die bekannte Politökonomin und Expertin für Nachhaltigkeitspolitik & Transformationsforschung, einen sehr beeindruckenden Impulsvortrag. Unter folgendem Link sind dieser Vortrag sowie weiteres Material vom Jahresauftakt verfügbar. Nachfolgend finden sich die von Maya Göpel gesetzten Schwerpunkte zusammengefasst:
Framing: Ist Klimaschutz gerade nicht dran?
Der erste Schwerpunkt befasst sich mit dem Framing, also wie die aktuelle Debatte in Deutschland geführt wird und warum das Gefühl entsteht, beim großen Thema Klimakrise nicht voranzukommen. Begründet durch Umfragewerte stehen derzeit nur Wirtschaft und Migration im Fokus der Medien und Politik. Populistische Strategien zielen oft darauf ab, bestimmte Themen wie Migration oder wirtschaftliche Niedergänge wiederholt zu betonen, um Ängste zu schüren. Allerdings zeigen tiefere Analysen der Daten und Aussagen in Fokusgruppen, dass das Thema Klima nicht vergessen wird. Mehr als 70% der befragten Menschen sehen den Klimawandel nach wie vor als wichtiges Thema an.
Auch dem Vorwurf, die Umweltbewegung habe zu viel gewollt, wird widersprochen. Es ist normal, dass dann, wenn Druck für eine Veränderung ausgeübt wird und diese Veränderung Erfolg verspricht, natürlicher Gegendruck von denjenigen kommt, deren Privilegien und Wohlstand gefährdet sind. Das bedeutet, dass diejenigen, die sich für Fortschritt und Gleichheit einsetzen, nicht zurücktreten sollten, nur weil sie auf Widerstand stoßen. Druck und Gegendruck sind Teil politischer und gesellschaftlicher Aushandlungsprozesse. Daher ist es wichtig, den Druck für notwendige Veränderungen aufrechtzuerhalten, auch wenn Widerstand aufkommt.
Welche Werte sind wichtig, um einen Gegenpol zu setzen?
Derzeit wünschen sich Menschen insbesondere zukunftssichere Arbeitsplätze und Sicherheit. Es muss daher aktiv einem Framing widersprochen werden, das Klimaschutz gleichzusetzen versucht mit einem Verlust von Wohlstand. Beispielsweise verdeutlichen die Feuer in Kalifornien, dass Wohlstand in einer eskalierenden Erderhitzung zerstört wird. Stattdessen sollten wir fragen, wie wir Klimaschutz und Wettbewerbsfähigkeit verbinden können. Zukunftssichere Arbeitsplätze liegen in den Dekarbonisierungstechnologien, wo Deutschland immer noch führend ist. Wie schaffen wir es, den Stolz auf unsere Technologieführerschaft, Innovationskraft und Fähigkeit, durch Ingenieurskunst und kreative Lösungen global relevant zu bleiben, wieder stärker in den Vordergrund zu rücken? Es geht darum, diese positiven Narrative zu stärken und mehr in den öffentlichen Diskurs zu bringen, anknüpfend an unsere Identität als Ingenieurgesellschaft.
Sicherheit im Sinne von energetischer Unabhängigkeit
Es ist wichtig, dass wir einen neuen Konsens finden, der Klimaschutz und wirtschaftliche Vorteile in der technologischen Führung und neuen Märkten vereint. Das schafft nicht nur ökologische Vorteile, sondern auch wirtschaftliche und sicherheitspolitische Stabilität. Verdeutlicht wird dies mit einem Beispiel aus der Dokumentation “Wir können auch anders“: Zwei CDU-Bürgermeister an der dänischen Grenze sagten: “Lieber Wind vom Deich als Öl vom Scheich. Natürlich machen wir das, weil es sich lohnt. Was mit der ökologischen Sache ist, ist mir so ein bisschen egal, aber jetzt können wir mit dem Überschuss, den wir durch die Windräder haben, sogar eine E-Auto-Flotte tanken und den Leuten zur Verfügung stellen und die Kneipe weiter subventionieren, damit wir einen Begegnungsort haben.” Dieses Zitat zeigt, dass es legitim ist, aus einer pragmatischen Perspektive Veränderungen umzusetzen und dabei gleichzeitig die Dekarbonisierung voranzutreiben.
Wir müssen diesen Raum des Kompromisses wieder öffnen und gemeinsam daran arbeiten, positive Narrative aufzubauen. Es geht darum zu zeigen, dass wirtschaftlicher Wohlstand und Klimaschutz keine Gegensätze sind, sondern sich gegenseitig stärken können. Wir müssen unterschiedliche Perspektiven einfließen lassen und immer wieder darauf hinweisen, dass auch diejenigen, die möglicherweise andere Prioritäten haben, in diesen Diskurs eingeladen sind und ihre Sichtweisen einbringen können.
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