Offener Brief – „Hier fehlt ein Baum“
An die Bürgerinnen und Bürger in Wolfratshausen – im Stadtrat, in der Verwaltung, in Unternehmen und in der Nachbarschaft.
Updates seit der Veröffentlichung:
- 3.7.: Der Isar-Loisachbote berichtet über unseren Brief
- 8.7.: Wir schreiben nochmals gezielt Stadtrat und Unternehmen an wie die Baywa, XXXLutz, Deutsche Bahn u.a.
Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger,
seit einigen Monaten machen wir – die Initiativen Lebendige Altstadt Wolfratshausen, BN Bad Tölz-Wolfratshausen und Wolfratshausen For Future – mit der Aktion „Hier fehlt ein Baum“ auf ein drängendes Thema aufmerksam: Mehr Bäume für unsere Stadt.
Aus der Bürgerschaft erhalten wir zahlreiche Vorschläge – und erleben viel Zustimmung. Teilweise sogar so große Begeisterung, dass einige unserer genehmigten Hinweisschilder verschwunden sind – offenbar mitgenommen als Erinnerung oder Anstoß zum Mitmachen.
Warum ist „Hier fehlt ein Baum“ so wichtig?
Die Sommer werden immer heißer. Die sich beschleunigende Erderhitzung ist längst auch in Wolfratshausen spürbar. Unsere Straßen und Plätze heizen sich massiv auf. Über 54 % der Stadtfläche sind versiegelt – und speichern Hitze. Satellitenbilder des Urban Green Eye zeigen heute schon ausgeprägte Hitzeinseln mit Temperaturen über 42 °C.
Mit jedem Sommer wird das Problem größer. Besonders betroffen: ältere Menschen, Kinder, Menschen mit Vorerkrankungen. Bäume sind eine der wirksamsten Maßnahmen gegen Hitzebelastung. Sie kühlen durch Verdunstung, spenden Schatten, reinigen die Luft – und machen unsere Stadt lebenswerter.
Was muss passieren?
Viele gefällte Stadtbäume wurden in den letzten Jahren nicht ersetzt. Die Stadt hat in diesem Jahr erste Bäume nachgepflanzt – ein guter Anfang. Wir begrüßen auch ausdrücklich, dass eine Förderung für 120 neue Bäume in den nächsten 2 Jahren beantragt und auch genehmigt wurde.
Gefördert ist aber noch nicht gepflanzt.
Das Beispiel der Sturzflut-Risikomanagement, dessen Förderung 2018 beantragt wurde, zeigt das viele Jahre ins Land gehen können bis zu einer Umsetzung. Einige Stimmen aus der Bevölkerung:
„Vor ca. zwei Jahren wurde ein großer Baum auf dem Schulhof der Weidacher Grundschule gefällt. Im Rahmen einer Elternaktion zur Verschönerung des Schulhofs wollte die Stadt Wolfratshausen eigentlich einen Baum nachpflanzen. Standort und Baumart standen schon fest – leider fehlt die Ersatzpflanzung bis heute.”
(Bürgerin aus Wolfratshausen)
„Die allerwichtigsten Bäume gehören meiner Meinung nach an den Spielplatz Tiroler-/Gartenstraße. Mehrere Schatten spendende Bäume wurden letztes Jahr gefällt – es wurde nichts nachgepflanzt. Der Platz war vorher schon im Sommer unerträglich heiß. Jetzt hält sich dort niemand mehr auf. Dabei wird der Spielplatz von Hort und Kindergärten regelmäßig genutzt.”
(Anwohnerin)
Auch auf privaten und gewerblichen Flächen fehlt ein Baum
Auch auf privaten oder gewerblichen Flächen fehlt häufig jede Begrünung. Die Rundbänke am Bahnhofsplatz (im Besitz der Deutschen Bahn), wo Menschen oft lange auf ihren Bus warten müssen, sind ein trauriges Beispiel: Eine vollständig versiegelte Fläche ohne Schatten.
Weitere Hitzeinseln finden sich im Obermarkt, bei Eagle Burgmann, bei der BayWa oder beim XXXL-Lutz. Wer möchte dort an heißen Tagen noch verweilen oder einkaufen? Lieber schnell mit dem Auto parken, rein in den klimatisierten Innenraum und raus aus der heißen Stadt.
Neue Bäume – neue Chancen
Wir müssen nicht nur ersetzen, sondern auch neu denken:
Brauchen wir wirklich jeden Parkplatz? Oder könnten einzelne Stellflächen zu grünen Inseln werden – z. B. am Obermarkt oder vor dem neuen Denns-Biomarkt, der bereits Parkplätze hinter dem Gebäude anbietet?
Wo sollen die 120 neuen Bäume wachsen?
Macht Vorschläge! Auf unserer Website findet ihr eine interaktive Karte mit Einträgen aus der Bürgerschaft. Nennt uns neue mögliche Standorte, wir ergänzen diese dann.
„Gärten des Grauens” – ein vermeidbares Problem
Mehr und mehr werden auch Vorgärten aus Kies, Schotter und ohne Grün angelegt – oft als „Gärten des Grauens” bezeichnet. Diese tragen ebenfalls zur Überhitzung bei, bieten keinen Schatten und sind ökologisch wertlos.
Viele Städte steuern bereits dagegen – mit Baumschutzverordnungen oder Einfriedungssatzungen. Auch Wolfratshausen könnte hier aktiv werden, wenn sich der Stadtrat endlich dazu durchringt, klare Regeln zu schaffen – als klares Zeichen für eine grüne, lebenswerte und klimaresiliente Stadt.
Unser Appell:
- Pflanzt Bäume, wo immer es möglich ist – auch auf privaten Flächen und in Unternehmen.
- Entsiegelt versiegelte Flächen, wo es geht – jeder Quadratmeter hilft.
- Pflegt bestehende Bäume und schützt junge Pflanzungen – als Baumpatin, Baumpate oder Sponsor.
- Verzichtet auf sogenannte „Gärten des Grauens“ – für mehr Grün vor der eigenen Haustür.
Jede einzelne Maßnahme hilft, Wolfratshausen grüner, gesünder und zukunftsfähiger zu machen.
Lasst uns gemeinsam aktiv werden – für unsere Stadt, unser Klima und unsere Zukunft.
Mit freundlichen Grüßen
Die Initiativen

Lebendige Altstadt
Wolfratshausen

BN Ortsgruppe
Wolfratshausen-Geretsried

Wolfratshausen
For Future

Quelle Urban Green Eye – mit freundlicher Erlaubnis der LUP GmbH
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