Categories:

Beim Thema Auto kochen gerne mal die Emotionen besonders hoch. Einerseits machen PKWs mit über 60% den Großteil der CO2-Emissionen in der Mobilität aus – weit mehr als Schiffe, Flugzeuge oder Lastwagen. Das macht pro Kopf etwa 2,2 Tonnen CO2 pro Jahr aus. Anderseits sind insbesondere bei uns “auf dem Land” viele auf das Auto als Verkehrsmittel angewiesen. Schlicht weil die Alternative fehlt oder die Fahrt zu lange dauern würde.

Solange nicht alle Menschen auf ÖPNV und Fahrräder umsteigen können, brauchen wir auch einen Weg, motorisierten Verkehr zu dekarbonisieren. Verkehrswende bedeutet Anzahl der Autos runter, und die, die noch fahren, fahren ohne Benzin. Schließlich gibt es ja noch Busse, Krankenwagen, Lieferverkehr, Baumaschinen, Taxis.

Statt also weiter prähistorische Pflanzen im Motorblock zu verbrennen, ist Elektromobilität ein wichtiger Schritt um auch die eigenen CO2-Emissionen zu verringern. Klar muss dabei sein, dass man dennoch CO2 emittiert, nur eben nicht so viel wie mit einem Verbrenner. Hier sind im folgenden die wichtigsten Themen rund um das E-Auto gesammelt, mit entsprechenden Links und Quellen.

CO2 -Bilanz

Es gibt inzwischen unzählige wissenschaftlich Studien, die zeigen das E-Autos Dieselfahrzeugen und Benzinern überlegen sind, was die CO2-Bilanz angeht. Eine Studie der Universität der Bundeswehr von 2022 ermittelte, dass bei Verwendung von Ökostrom vollelektrische Fahrzeuge die Gesamtemissionen im Vergleich zu Verbrennern um 89% reduzieren können.

Woher kommen denn dann die oft zitierten Aussagen, eAutos wären schlechter für die Umwelt als Verbrennerfahrzeuge? Diese Aussage bezieht sich auf die Produktion von eAutos, die Energieintensiver ist. Obwohl aber eAutos in der Produktion CO2-intensiver sind, holen sie das im Laufe ihres Autolebens locker wieder auf. Einfach daher, weil ein Verbrenner deutlich mehr CO2 pro km ausstößt. Bei einem Diesel-Auto sind dies gut 20 kg CO2 pro 100 km (6-7L x 3,17 kg CO2/L) während ein eAuto abhängig vom CO2 im deutschen Stromnetz gut 8kg CO2 produziert (18kWh x 0,4 kg CO2/kWh).

Und die Bilanz der eAutos wird immer besser. Zum einen nimmt die CO2-Intentisität im Strommix durch die Energiewende immer mehr ab. Und wer mit eigener PV-Anlage auflädt, spart nicht nur Geld sondern auch CO2. Zum anderen erleben wir gerade eine sehr schnelle Entwicklung der Batterietechnologie. So soll die Herstellung einer Batterie 2017 noch 175kg CO2/kWh benötigt haben, in 2019 nur noch 85kg CO2/kWh und heute werden Werte von 50-62 kg CO2/kWh angegeben – also nur noch 1/3 innerhalb von nur 6 Jahren.

Für einen direkten Vergleich hat die Universität Trier 2020 einen VW Caddy zu einem Elektrofahrzeug umgebaut und im Vergleich zum Verbrenner gefahren. Demnach ist der eCaddy unter optimalen Bedingungen nach 17.000km sauberer. Und diese Studie ist bereits von 2020. Tesla gibt für sein Model 3 an, dass dieses schon nach 8.600km sauberer ist.

Die Forscher der Uni Trier haben diverse Szenarien untersucht – inklusive dem voraussichtlichen Strommix von 2050. „Unter optimalen Bedingungen“ seien die Auswirkungen des Lebenszyklus von Elektroautos „selbst mit öffentlichen Verkehrsmitteln wie Dieselbussen, Reisebussen und Zügen wettbewerbsfähig“, schreiben die Forscher. Nur ein motorisiertes Verkehrsmittel konnten die Elektroautos nicht schlagen: den Elektrobus. Auch der Weltklimarat IPCC, der alle relevanten Studien ausgewertet hat, kommt zum Schluss, dass der Wechsel zu einem rein elektrischen Auto einer der größten Hebel ist um den eigenen CO2-Fußabdruck zu senken.

Potential zur Verminderung von CO2 pro Kopf
Bild aus dem IPCC-Bericht AR6 WGIII, Kapitel 5: eAutos (Battery Elec. Vehicles; BEV) haben das größte Potential zur eigenen CO2-Reduktion. Mehr als Brennstoffzellenfahrzeuge (FCV) oder hybriden Autos (PHEV/HEV). Aber nur, wenn diese auch mit CO2-armen Strom geladen werden.

Rohstoffverbrauch

Lithium, Kobalt, Neodym und andere Elemente sind oft in der öffentlichen Debatte, wenn es um E-Autos geht. Ob Bergbau oder Wasserverbrauch – wie jedes Produkt haben auch eAutos negative ökologische Auswirkungen in der Herstellung. Dennoch wird dieses komplexe, vielschichtige Thema oft sehr vereinfacht, eindimensional auf E-Autos alleine projiziert.

Zur weiteren Einordnung ein paar Dimensionen, die gerne mal vergessen oder auch falsch dargestellt werden:

Vorkommen

Oft falsch dargestellt, aber Lithium gehört nicht zu den seltenen Erden. Laut Fraunhofer Institut sind aber benötigte Rohstoffe wie Lithium, Kobalt, Nickel, Mangan und Graphit global gesehen ausreichend vorhanden. Es kann aber für einzelne Rohstoffe temporäre Verknappungen bzw. Lieferengpässe oder Preissteigerungen geben. Zur Einordnung hilft auch: Die Weltgemeinschaft bezieht diese Metalle schon lange für allerlei Produkte des täglichen Bedarfs. Unter anderem wurden bereits mit tausenden Tonnen davon Rußpartikelfilter und Katalysatoren hergestellt.

Umweltschäden beim Abbau

Sicherlich gibt es Umweltschäden im Bergbau, insbesondere in Ländern mit schlechter Regulierung. Oftmals werden jedoch Umweltschäden aus einem Fall verallgemeinert. Ein Beispiel ist der Wasserverbrauch in der Atacama-Wüste in Chile für die Gewinnung von Lithium. Heute wird eigentlich >60% von Lithium im Tagebergbau in Australien ohne Wasserverbrauch abgebaut, so dass der Abbauprozess in Chile eben nicht die Regel ist.

Das Lithium in Chile befindet sich weiterhin in unterirdischer Sole, also Salzwasser – nicht Trinkwasser. Gleichzeitig wird aber Frischwasser in größeren Mengen für benachbarte Kupferminen benötigt. Kupfer wird zwar ebenfalls für E-Autos benötigt, in viel größeren Mengen aber in anderen Anwendungen. Ähnlich wie im Tweet zum Tesla-Werk ist es somit irreführend, einen Wassermangel vor Ort allein E-Autos zuzuschreiben.

Zur weiteren Einordnung ist auch der Vergleich hilfreich:

  • Der Wasserbedarf für das Lithium einer Tesla-Batterie liegt bei ca. 4.000 – 20.000 Liter. Dies entspricht ca. 1kg Rindfleisch [Quelle].
  • Umweltschäden inkl. Wasserverbrauch durch Ölförderung als auch bei Unfällen sind weit extremer.

Recycling

Insbesondere Batterien können ein sogenanntes Second-Life erhalten – sprich sie werden als Speicher für Solaranlagen weiter verwendet. Damit senken diese den CO2-Abdruck eines E-Autos zusätzlich.

Aber auch danach werden für viele Rohstoffe wie Lithium oder Neodym ausgereifte Recyclingverfahren im industriellen Maßstab künftig wichtiger, da diese nahezu vollständig recycelt werden können. Anders als beispielsweise Erdöl, welches einfach verbraucht wird, bietet Elektromobilität die Chance auf eine echte Kreislaufwirtschaft.

Kosten

Inzwischen kommt selbst der ADAC zu folgendem Schluss: Nimmt man alle Kosten eines Autos zusammen, vom Kaufpreis über sämtliche Betriebs- und Wartungsaufwände bis zum Wertverlust, schneiden Elektroautos immer häufiger besser ab als Verbrenner. Es kommt dabei auch auf den Autotyp und die Fahrleistung an. Das Ergebnis im Falle des VW ID.3/Golf: Die e-Version kommt bei der Gesamtrechnung auf 47,2 Cent pro Kilometer, der vergleichbar ausgestattete Benziner auf 56,9 Cent.

Insbesondere das eigene Fahrverhalten und Fahrleistung bestimmt die laufenden Kosten. 100km kosten im E-Auto halb so viel wie im Verbrenner (17kWh/100km x 40ct/kWh = 6,8€) versus 14€ (7L/100km x 2€/L = 14€). Die Gleichung wird noch Günstiger, wenn man sein E-Auto mit der eigenen PV-Anlage oder beim Arbeitgeber auflädt. Letzteres ist bis 2030 steuerfrei.

Zusätzlich kann man mit E-Autos auch Geld verdienen: seit 2022 müssen Mineralölkonzerne die CO2-Einsparungen Dritter einkaufen, die sogenannte THG-Quote. Es gibt etliche Firmen, die das für E-Auto-Halter abwickeln und bis zu 300€ pro Jahr auszahlen (beispielsweise Smartificate).

Als letzter Aspekt taucht oftmals der Wertverlust als Argument auf, der sehr schwer vorherzusehen ist. Bei einer Entscheidung E-Auto versus Verbrenner gibt es jedoch Hinweise. In Norwegen, dem Land mit dem höchsten Anteil an E-Autos, sind PKWs mit Verbrennungsmotor nur noch schwer verkäuflich.

Lebensdauer und Reichweite

Inzwischen gibt es auch viele Daten zur Lebensdauer der Batterien. Auch hier: die Batterien halten deutlich länger. Laut einem Bericht der Zeitschrift „Automobilwoche“ kamen die Elektroautos eines amerikanischen Autovermieters auf bis zu 800.000 Kilometer, ohne dass größere Probleme mit dem Akku aufgetreten wären.

Fazit

Das E-Auto zählt zu den klimafreundlichen Technologien, die einen Unterschied im Kampf gegen die Klimaerwärmung machen können. Es kann die Abhängigkeit von Erdöl beenden, aber es wird nicht gleichzeitig komplett ohne Metall auskommen.  

Die Elektromobilität sollte – ebenso wie andere klimafreundliche Technologien – nicht durch die verzerrende Brille einer Perfect Solution Fallacy betrachtet werden, also gemessen an einem unerreichbaren Ideal. Typisch für solche Betrachtungen ist, dass die Nachteile der Lösung lang und breit diskutiert werden, ohne konkret zu vergleichen, welcher Schaden denn überhaupt ohne diese Lösung entsteht.